Gendergerechte Sprache in der Praxis beosana

 

Liebe Lesende,

mit diesem Artikel möchten wir die Diskussion rund um ein brisantes Thema öffnen: Dem gendergerechten Gestalten von Texten.

unsplash-image-Z-4kOr93RCI.jpg

Foto von Lucas Uppa

Inklusiv - innen und aussen

Wir von der Praxis beosana haben seit Beginn der Arbeit rund um unseren Aussenauftritt den Anspruch gehabt, eine gleichermassen schöne, verständliche und inklusive Sprache für unsere Texte zu benutzen. Ein Anspruch, der uns immer wieder zu Diskussionen anregte und anregt, denn als psychiatrisch-psychologische Praxis wollen wir alle mit ins Boot holen und niemanden diskriminieren oder ausschließen.
Dieser inklusive Ansatz gehört selbstverständlich zu unseren Werten, unserer Firmenphilosophie - und zwar nicht nur nach aussen transportiert, sondern auch innerhalb der Praxis.


Gendern auf Kosten von Verständlichkeit und Lesevergnügen?

Da sich unsere Texte zum Grossteil mit fachlichen, komplexen Themen beschäftigen, wir aber insbesondere Personen ohne psychologische Fachkenntnisse ansprechen wollen, ist unser erster Anspruch Verständlichkeit und Lesevergnügen. Die Texte sollen leicht zu lesen sein, Freude machen und Wissen auf eine angenehme Art und Weise vermitteln.

Wir stehen also vor der Herausforderung, in unseren Texten, die aufgrund der Thematik überdurchschnittlich oft Formulierungen verschiedener Personengruppen wie “Patienten” oder “Therapeuten” beinhalten, den gewünschten Lesefluss mit einer inklusiven Sprache zu verbinden.

Unsere Priorität liegt auf der Qualität unserer Texte

Immer dort, wo es möglich ist, nutzen wir die neutrale Form, wie beispielsweise in der Anrede dieses Textes (“Lesende”) oder wie bei “Mitarbeitende”. In unseren Augen die eleganteste und gleichzeitig inklusivste Form des Genderns. Leider ist dies bei vielen Worten, welche wir für unsere Texte gebrauchen (Therapeuten, Patienten, Psychologen) nicht möglich.

Als Kennzeichen beschlossen wir, das Sternchen als Gender-Zeichen zu nutzen. So wird die Sprache nicht “nur” feminisiert, sondern schließt gemäß unserem inklusiven Anspruch auch nicht-binäre Personen mit ein.

Die meisten Menschen sind aus der Vergangenheit das generische Maskulinum gewöhnt: Ausdrücke wie “die Patienten” oder “die Therapeuten” schliessen sowohl Frauen und Männer mit ein. Die Kritik an dieser Formulierung liegt in einem Effekt begründet, welchen man “Male-Bias” nennt. Dieser beschreibt ein unterbewusstes Erzeugen von Bildern im Kopf, in denen beispielsweise “die Therapeuten” eher männlich visualisiert werden.

Diesen Punkt nehmen wir zugunsten des Lesevergnügens und der Verständlichkeit in Kauf, da wir in der Nutzung des generischen Maskulinums - trotz der Kritik - einen größeren Nutzen sehen. Mit dieser Formulierung wird - nach unserer Meinung - per se keine Personengruppe diskriminiert.

Gendern für männliche, weibliche und non-binäre Personengruppen

Anders handhaben wir es mit typischen Sätzen wie: “der Therapeut wird mit Ihnen einen Termin vereinbaren.” Hier sehen wir die Notwendigkeit, sowohl männliche, weibliche und non-binäre Personen zu berücksichtigen. Da dies allerdings, je nach Ausgestaltung, eine enorme Veränderung des Textes mit sich bringt, haben wir uns für eine Sonderlösung entschieden.

Um die Konsequenzen der verschiedenen Intensitäten des Genderns exemplarisch zu verdeutlichen, möchten wir Ihnen im Folgenden einen typischen Satz zeigen:

Wir möchten alle Patienten bitten, sich bei ihrem Psychologen oder Psychiater anzumelden, sodass er einen Termin eintragen kann. Er ist Ihr persönlicher Ansprechpartner.

Dies wäre die bisherige/gewohnte Formulierung, welche nur die männliche Form im Singular beinhaltet.

Wir möchten alle Patientinnen und Patienten bitten, sich bei ihrer Psychologin, ihrem Psychologen oder ihrer Psychiaterin, ihrem Psychiater anzumelden, sodass sie/er einen Termin eintragen kann. Sie / Er ist Ihre persönliche Ansprechpartnerin, ihr persönlicher Ansprechpartner.

Dies wäre die zusätzliche Feminisierung, welche jedoch non-binäre Personen ausschliesst und zu extrem langen Sätzen führt. Der Lesefluss wird stark beeinträchtigt.

Wir möchten alle Patient*innen bitten, sich bei ihrer*ihrem Psycholog*in oder Psychiater*in anzumelden, sodass sie*er einen Termin eintragen kann. Sie*er ist Ihr / Ihre persönliche*r Ansprechpartner*in.

Dies wäre die “konsequente” Nutzung des Gendersternchens. Auch hier wird der Lesefluss stark beeinträchtigt.

Daher nutzen wir in unserer “Sonderlösung” für das Nomen das Gendersternchen, welches alle Personengruppen einschliesst, in Kombination mit dem weiblichen Artikel “die”:

Wir möchten alle Patienten bitten, sich bei ihrer persönlichen Psycholog*in oder Psychiater*in anzumelden, sodass sie einen Termin eintragen kann. Sie ist Ihre persönliche Ansprechpartner*in.

Waage

Foto von Elena Mozhvilo

Unsere Sonderlösung der gendergerechten Sprache

Wir hoffen mit dieser Sonderlösung einen Kompromiss zu schaffen, indem wir zwei Arten der Formulierung kombinieren:

  • Die Nutzung des generischen Maskulinums, welches im Zweifelsfall die männlichen Personengruppen durch das “Male-Bias” bevorteilt.

  • Die Nutzung des weiblichen Artikels “mit der vertrauensvollen Therapeut*in” und dementsprechende Anpassung im Singular, statt “der*dem” vertrauensvolle*n Therapeut*in”. Und damit quasi eine Bevorteilung der weiblichen Personengruppen im Ausgleich zum generischen Maskulinum.

Genauer gesagt kombinieren wir somit das generische Maskulinum im Plural mit dem generischen Femininum im Singular.

Raum für Gender-Diskussion

Dabei sind wir uns bewusst, dass diese Lösung einerseits höchstwahrscheinlich Raum zur Diskussion bietet (hoch erwünscht) und gleichzeitig wohl temporär ist. Wir sehen die gendergerechte Sprache im ständigen Wandel und passen diese nach bestem Wissen und Gewissen in unseren Texten an. Geben Sie uns gerne Ihre persönliche Rückmeldung - wir freuen uns über Ihre Meinung!

 

Ein Artikel der beosana Redaktion © 2023 Beosana AG
Fotos: Lucas Uppa und Elena Mozhvilo auf Unsplash

 
Zurück
Zurück

Gemeinsam: Hilfe für (Ukraine)-Geflüchtete